Ein Tag mit Yvonne Dünnebier, Lehrerin Grundschule und Gymnasium
Yvonne Dünnebier unterrichtet in der Grundschule und im Gymnasium der SIS Kassel. Ein Job, der in Corona-Zeiten Flexibilität, Kreativität und viel Geduld erfordert – am Ende eines langen Tages bleibt aber auch das gute Gefühl, geholfen zu haben und den nächsten Tag mit einem Lächeln im Gesicht beginnen zu können.
6:00 Uhr: Eine neue Woche an der SIS Kassel beginnt − für mich als Lehrerin der Primar- und Sekundarstufe und für meine beiden Töchter als Schülerinnen der Klassen 6 und 8.
8:00 Uhr: Nach einer Stunde Autofahrt komme ich in Kassel an. Meine Kinder müssen erst jetzt aufstehen − der Vorteil des Online-Unterrichts. Sie haben trotz der bequemen Aspekte ihre Tagesroutinen nicht aufgegeben.
8:25 Uhr: Die Kinder der sogenannten „Notbetreuung“ kommen in die Klasse. Von meinen 15 Schülerinnen und Schülern der Klasse 4b sind es immerhin sieben, die im Klassenzimmer sitzen. Ihr Mitteilungsbedürfnis ist groß − endlich sind sie wieder unter Menschen. Sie sind hochmotiviert und beteiligen sich rege. Die andere Hälfte ist online zugeschaltet und ich versuche, auch sie aus der Reserve zu locken. Hier zeigen sich die Unterschiede. Manche Kinder, die im Präsenzunterricht immer aktiv sind, halten sich online sehr zurück, andere haben Internetprobleme. Der Zusammenhalt der Klassengemeinschaft hat sich in dieser schweren Zeit intensiviert. Keiner fällt durch das Raster, auch wenn es manchmal etwas zeitaufwändiger ist.
„Wichtig ist, auch außerhalb des Unterrichts Gespräche mit den Kindern zu führen.“
12:00 Uhr: Ich unterrichte nun Klasse 6 in Französisch. Hier sind sechs von 18 Schülerinnen und Schülern präsent. Um alle in den Sprachunterricht einzubinden, arbeiten die online Teilnehmenden mit Kindern vor Ort in kleinen Gruppen zusammen und bereiten Texte als Rollenspiele vor. Ich klinke mich immer wieder ein und verbessere.
13:30 Uhr: Unterricht in der Mittelstufe steht jetzt auf dem Plan. Wichtig ist, auch außerhalb des Unterrichts Gespräche mit den Kindern zu führen.
17:00 Uhr: Ich bin wieder zu Hause. Das Telefon klingelt über MS Teams: Ein Schüler hat eine Frage zu seiner Präsentation oder möchte sich beschweren, dass es in seiner Gruppe nicht so gut mit der Zusammenarbeit klappt. Ich bin online für meine Schülerinnen und Schüler immer erreichbar, weil ich weiß, dass die Kinder die Möglichkeit der Ansprache brauchen und es ihnen Sicherheit gibt. Das heutige Problem kann ich schnell am frühen Abend lösen, indem ich alle Beteiligten in einem Call anrufe. Der wird abschließend mit einem »Gute Nacht« beendet und ich habe das Gefühl, dass sich alle auf einen neuen Tag freuen.
Autorin
Erstveröffentlichung in der emphaSIS Germany, 2021